Krankheitsbilder & Therapien
Dr. med. Nicola Storch
Leukämie heißt wörtlich übersetzt „weißes Blut“. Der Begriff wurde erstmals von dem berühmten Berliner Pathologen Rudolf Virchow benutzt, als er das Blut eines Patienten untersuchte und dieses wegen der großen Anzahl an weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, weißlich schimmerte. Ausgangspunkt jeglicher Leukämie ist ein bösartig (maligne) entartetes weißes Blutkörperchen. Die Bezeichnung „weißes Blutkörperchen“ ist allerdings nur ein Sammelbegriff. So gehören hierzu u. a. die Lymphozyten und die sog. myeloischen Zellen wie Granulozyten, Monozyten und andere.
In Abhängigkeit von der Verlaufsform unterscheiden Mediziner chronische und akute sowie - abhängig von der Zellsorte, von der der jeweilige Blutkrebs ausgeht - lymphatische und myeolische Leukämien. Somit gibt es im Wesentlichen vier Leukämie-Arten: Die chronisch-lymphatische Leukämie (abgekürzt CLL), die chronisch-myeloische Leukämie (CML), die akute lymphatische Leukämie (ALL) und die akute myeloische Leukämie (AML). Die von Laien hier häufig genutzte Bezeichnung Blutkrebs ist übrigens inhaltlich korrekt, da damit eine von Blutzellen ausgehende bösartige Erkrankung gemeint ist. Zugleich bleibt dieser Begriff zu ungenau, da er auch andere bösartige Bluterkrankungen umfasst, die nicht zu den Leukämien im engeren Sinne gehören.
Behandlung und Therapie
Jede dieser Leukämien bietet ihre Besonderheiten, und daher unterscheiden sich die Behandlungen, die Krankheitsdynamik und die Prognosen teilweise erheblich. Wie die Namen schon andeuten, sind die chronischen Leukämien durch einen zumeist langjährigen Verlauf gekennzeichnet. Dies gilt insbesondere für die CLL, die bevorzugt bei Patienten jenseits des 60. Lebensjahres auftritt und häufig als Zufallsdiagnose bei einer Blutkontrolle gefunden wird. Die CLL verläuft zumindest anfangs meistens asymptomatisch, d. h. sie macht keine oder nur geringe Beschwerden. Solange dies so bleibt und auch die Laborwerte in Ordnung sind, muss diese Erkrankung nicht behandelt, sondern nur regelmäßig kontrolliert werden. „Watch-and-wait“ (beobachten und abwarten) nennen Mediziner diese Strategie. Erst beim Auftreten von Symptomen wie Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust oder regelmäßig erhöhte Temperaturen, bei Verschlechterung der Blutwerte oder bei deutlicher Vergrößerung von Lymphknoten bzw. der Milz muss über eine (in aller Regel gut verträgliche) Chemotherapie nachgedacht werden. Durch diese Therapie gelingt es zumeist, die Erkrankung für mehrere Monate oder sogar Jahre zurückzudrängen, eine definitive Heilung ist aber hierdurch nicht möglich. Bei jüngeren Patienten ist daher unter Umständen eine Knochenmarkstransplantation erforderlich, insbesondere wenn die Chemotherapien nicht mehr greifen.
Die CML stellt eine völlig andere Erkrankung dar, sowohl hinsichtlich ihres Verlaufes wie auch ihrer Ursache und ihrer Therapie. Sie gehört eigentlich zu den sog. myeloproliferativen Neoplasien, die in einem eigenen Kapitel vorgestellt werden; u. a. aber weil der Begriff Leukämie Bestandteil des Namens ist, wird die CML hier beschrieben. Die CML ist aus medizinhistorischer Sicht gleich zweifach interessant. Zum einen ist sie eine der ersten Krankheiten, deren Ursache auf Ebene der Erbgutträger, der Chromosomen, exakt bestimmt werden konnte, und zum anderen gelang es, den Mechanismus, der die CML auslöst, medikamentös gezielt zu stören. Das entsprechende Präparat (der Wirkstoff heißt Imatinib, der deutsche Handelsname „Glivec“) war das erste Medikament einer ganz neuen Substanzgruppe, die später als „zielgerichtete Therapeutika“ (englisch: targeted therapies) bezeichnet wurden. Mit dem Imatinib (und den inzwischen verfügbaren Nachfolgepräparaten) gelingt es, die Krankheit gewissermaßen bei ihren Wurzeln zu packen. Entsprechend fühlen sich die meisten Patienten unter der Medikation, die überwiegend gut vertragen wird, nahezu gesund und gehen Beruf und Hobby nach. Die medikamentöse Behandlung der CML stellt somit einen echten Meilenstein der Medizingeschichte dar!
Von den chronischen Leukämien mit ihren mehrjährigen Verläufen unterscheiden sich die akuten Leukämien, wie der Name es bereits vermuten lässt, u. a. dadurch, dass zwischen dem Ausbruch der Erkrankung und ersten Beschwerden oder Befunden nur wenige Wochen liegen: Die Patienten beklagen typischerweise eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, einen Gewichtsverlust und insbesondere nächtlich auftretendes Schwitzen, daneben werden wiederholte oder hartnäckige Infekte, eine Blutungsneigung, Blässe und/oder geschwollene Lymphknoten beklagt. Wir differenzieren grob zwischen zwei Arten von akuten Leukämien: Der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) und der akuten myeloischen Leukämie (AML). Während die ALL typischerweise im Kindes- und Jugendalter sowie bei Patienten jenseits des 60. Lebensjahres auftritt, zeigt die AML keinen solchen typischen Altersgipfel, ist aber im Kindesalter selten und wird mit zunehmendem Lebensalter häufiger diagnostiziert. Je nach Art der akuten Leukämien ist deren Therapie sehr komplex und beinhaltet nicht selten eine Knochenmarkstransplantation. Daher überweisen wir einzelne Patienten, bei denen wir eine akute Leukämie diagnostizieren, an spezialisierte Zentren, wie beispielsweise der DKD Wiesbaden oder dem Uniklinikum Gießen.
Unter dem für Laien vielleicht etwas komplizierten Begriff der myeloproliferativen Neoplasien (kurz MPN) führen Mediziner vier Erkrankungen des Blutes und des Knochenmarks zusammen: Die Polycythämia rubra vera (kurz Polyzythämie oder Pv), die essentielle Thrombozythämie (kurz ET), die Osteomyelofibrose (kurz OMF) und die bereits im Abschnitt „Blutkrebs“ beschriebene CML.
Diese vier Krankheiten werden einem Oberbegriff untergeordnet, weil sie – bei allen Unterschieden (s.u.) gewisse Gemeinsamkeiten bieten. Beispielsweise zeichnen sich alle Erkrankungen dadurch aus, dass sie zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Erhöhung mindestens einer der drei Blutzellreihen führen. So geht die CML mit einem zumeist sehr ausgeprägten Anstieg der weißen Blutkörperchen einher, bei der Pv sind vorrangig die roten Blutkörperchen und der rote Blutfarbstoff (sog. Hb) vermehrt und bei der ET die Blutplättchen. Auch bei der OMF kann es anfänglich zu einer Blutzellerhöhung kommen, sie fällt in der Regel jedoch geringer aus als bei den anderen drei MPN-Erkrankungen. Unklar ist übrigens nach wie vor, warum die Zahl der Blutzellen unkontrolliert steigt. In einem gesunden Körper produziert das Knochenmark die Blutkörperchen und -plättchen streng nach Bedarf, so dass die entsprechenden Werte normalerweise konstant bleiben. Bei den MPN ist die Kommunikation zwischen Blut und Knochenmark irgendwo gestört, und die Folge ist der Anstieg der Blutzellen.
Eine weitere Gemeinsamkeit der vier MPN-Typen besteht darin, dass im Laufe der Erkrankung ein Umbau des blutbildenden Knochenmarks zu Bindegewebe einsetzen kann. Dieses Bindegewebe ist nicht in der Lage, Blutzellen zu generieren, so dass es zu einem langsamen, aber stetigen Abfall der Blutzellen kommt, wovon insbesondere Patienten mit einer OMF betroffen sind. Um die Blutzellbildung zu unterstützen, setzt der Körper die Milz als „Ersatz-Knochenmark“ ein – mit der Folge, dass das Organ wächst. Während dieses Wachstum bei der ET oftmals nur gering ausfällt, kann die Milz eines Patienten mit einer OMF das Mehrfache ihrer ursprünglichen Größe annehmen; ein dauerhaftes Druck- und Völlegefühl ist die ebenso erwartbare wie unangenehme Konsequenz.
Eine nächste Gemeinsamkeit der MPN-Erkrankungen betrifft den chronischen Verlauf. Die eben beschriebenen Veränderungen, die bei jedem MPS-Patienten unterschiedlich ausgeprägt, u. U. auch gar nicht in Erscheinung treten, entwickeln sich über Jahre. Trotzdem sollten auch bei stabilen Krankheitsverläufen regelmäßige Laborkontrollen bei einem Blutspezialisten durchgeführt werden, da eine MPN in Blutkrebs übergehen kann und so entsprechende Warnsignale frühzeitig erkannt werden können.
Neben diesen Beschwerden und Befunden, die die MPN gemeinsam haben, gibt es Aspekte, die für die einzelnen Erkrankungen typisch sind.
Wie oben angedeutet ist die Polyzythämie durch eine Erhöhung der roten Blutkörperchen gekennzeichnet. Die Patienten klagen infolgedessen beispielsweise über Kopfschmerzen, sie haben eine ausgeprägte Gesichtsröte und oftmals erhöhten Blutdruck. Unbehandelt erhöht sich die Gefahr, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Die Therapie der Wahl besteht in regelmäßigen Aderlässen, d. h. wir entnehmen den betroffenen Patienten pro Sitzung etwa 300–400 ml Blut. Dies wird meist gut vertragen, Kreislaufprobleme sind sehr selten und können durch Flüssigkeit, die als Tropf gegeben wird, rasch behoben werden. Anfangs muss diese Aderlasstherapie häufiger, z. B. wöchentlich, stattfinden, bis sich die Laborwerte normalisiert haben. Anschließend können die Abstände erweitert werden, und die meisten Patienten kommen dann nur noch alle ein bis drei Monate zum Aderlass. Wir werden übrigens immer wieder gefragt, ob man die Aderlass-Therapie nicht durch Blutspenden ersetzen kann; auch dabei würde ja Blut abgegeben, und man könne zusätzlich noch Gutes tun. Leider ist dies aber nicht möglich, da Patienten mit einer Bluterkrankung, zu der die Polyzythämie zweifelsfrei gehört, als Blutspender nicht zugelassen sind.
Bei Patienten mit einer ET sind insbesondere die Blutplättchen erhöht. Deren Hauptaufgabe besteht darin, Blutgerinnsel zu bilden, damit Wunden aufhören zu bluten. Ist die Anzahl an Blutplättchen nun sehr deutlich erhöht, besteht bei den betroffenen Patienten die Gefahr, dass sich spontan in den Blutgefäßen Gerinnsel bilden. Mögliche Folgen sind Thrombosen der Beinvenen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Die Behandlung der ET hängt davon ab, wie stark die Blutplättchen erhöht sind und ob bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzkranzgefäßverengungen vorliegen oder nicht. So sind bei manchen Patienten nur regelmäßige Laborkontrollen erforderlich, während andere Betroffene zur Hemmung der Blutplättchenfunktion ASS (besser bekannt als Aspirin®) erhalten. Bei einigen ET-Patienten reichen diese Maßnahmen aber nicht oder nicht mehr aus, vielmehr muss bei ihnen die Blutplättchenzahl aktiv mittels spezieller, in aller Regel gut verträglicher Medikamente gesenkt werden.
Bei Patienten mit einer OMF stehen, wie oben bereits erwähnt, der Umbau des blutbildenden Knochenmarks in Bindegewebe und die teilweise ausgeprägte Vergrößerungen der Milz im Vordergrund. Da die Funktion des Knochenmarks durch den bindegewebigen Umbau sukzessive abnimmt, entwickeln viele Patienten im Laufe der Erkrankung einen Mangel an Blutzellen, so dass wiederholte Übertragungen von roten Blutkörperchen und Blutplättchen erforderlich werden. Die Größenzunahme der Milz wiederum kann zu unangenehmen Beschwerden wie Völlegefühl und nachfolgender Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen führen, so dass, je nach Ausmaß der Beschwerden, Maßnahmen notwendig werden können, die Milz zu verkleinern. Hier kann eine Bestrahlung der Milz erfolgreich sein. Da aber die Vergrößerung der Milz dadurch bedingt ist, dass sie das schwächelnde Knochenmark bei der Blutbildung unterstützt, muss die Bestrahlung in kleinen Dosen und unter regelmäßiger Laborkontrolle stattfinden. Wird die Milz nämlich durch die Strahlentherapie zu stark beschädigt, besteht die Gefahr, dass die Anzahl der Blutzellen noch weiter sinkt, daher ist auch eine Entfernung der Milz nicht möglich. Neben der Bestrahlung gibt es seit kurzem auch eine medikamentöse Möglichkeit, die Milzgröße und die assoziierten Beschwerden zu beeinflussen, wenngleich diese Tablettentherapie nicht für alle Patienten geeignet ist.
Unter dem Begriff Lymphdrüsenkrebs wird eine große Gruppe von bösartigen Neubildungen zusammengefasst, die ihren jeweiligen Ursprung in bestimmten Zellen des sog. lymphatischen Systems haben. Zum lymphatischen System, das insbesondere für die Abwehr von Erregern wie Bakterien und Viren sorgt, gehören beispielsweise die Lymphknoten, die Milz und die Rachenmandeln.
Der Lymphdrüsenkrebs, der zu den häufigsten bösartigen Tumoren gehört und Frauen und Männer jeden Alters betrifft, wird grob in zwei Gruppen unterteilt: Den Morbus Hodgkin und den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Letztere stellen zahlenmäßig die deutlich größere Gruppe dar, innerhalb derer wir wiederum zwei Arten unterscheiden: Die wenig aktiven (niedrig malignen) NHL und die hoch aktiven (aggressiven) NHL. Zu diesen beiden NHL-Gruppen gehören jeweils mehrere Erkrankungen wie z. B. das großzellige NHL, das Mantelzelllymphom und das follikuläre NHL, aber auch die chronisch lymphatische Leukämie (CLL), die im Abschnitt „Blutkrebs“ vorgestellt wird.
Alle Arten von Lymphdrüsenkrebs haben gemeinsam, dass die Patienten häufig über eine Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und erhöhte Temperaturen (die sog. B-Symptome) klagen, hinzu können Schwellungen der Lymphknoten und der Milz und ein Mangel an Blutzellen kommen.
Besteht der Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs, werden CTs von Hals, Brustkorb und Bauchraum sowie eine Probenentnahme aus dem Knochenmark durchgeführt um zu erkennen, wieweit die Erkrankung ausgebreitet ist. Anschließend erfolgt oftmals die operative Entfernung eines Lymphknotens. Dieser wird dann von den Pathologen bearbeitet und unter dem Mikroskop untersucht. Nur so kann exakt bestimmt werden, welche Art von Lymphom bei dem betroffenen Patienten vorliegt. Diese Festlegung ist sehr wichtig, da sich die Therapien der Lymphdrüsenkrebstypen zum Teil grundlegend unterscheiden.
So wird bei Patienten mit einem Morbus Hodgkin in aller Regel zunächst eine Chemotherapie und anschließend eine Bestrahlung durchgeführt.
Bei Patienten mit einem wenig aktiven NHL ist unter Umständen keine spezifische Therapie erforderlich, da viele der Betroffenen keine oder nur geringe Beschwerden angeben. Sind zudem die Laborwerte weitestgehend normal und die Lymphknoten nicht nennenswert vergrößert, reichen regelmäßige Kontrollen bei einem Spezialisten z. B. im dreimonatigen Abstand aus.
Dem gegenüber benötigen Patienten mit einem hoch aktiven Lymphom unabhängig von der Ausbreitung und dem Ausmaß der Beschwerden eine Chemotherapie, zumeist erweitert um die Gabe eines sog. Antikörpers, der gezielt die bösartigen Zellen attackiert. Bei einzelnen Patienten muss sich zudem eine Strahlentherapie anschließen. Mit Hilfe dieser Therapie ist meist eine definitive Heilung zu erreichen.
Vergleichsweise selten sind die sehr aktiven Lymphome, die oftmals eine aggressive Therapie erfordern, die sich teilweise an der Behandlung der akuten Leukämien orientiert und dann an spezialisierten Zentren stattfindet.
Nach einer erfolgreichen Lymphom-Behandlung sollten sich die Patienten mindestens fünf Jahre lang regelmäßig zur Nachsorge vorstellen; hierbei werden, abgesehen von einer körperlichen Untersuchung, Labor- und Ultraschallkontrollen durchgeführt.
Der bösartige Tumor des Dickdarms gehört sowohl bei Frauen wie auch bei Männern zu den häufigsten Neubildungen überhaupt. Zwar steigt die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkrebs zu erkranken, mit dem Lebensalter, aber grundsätzlich kann dieser Tumor Menschen aller Altersgruppen betreffen. Typische Beschwerden sind Blut im Stuhl, Verdauungsstörungen (Durchfall, Verstopfung und ein Wechsel hiervon), Blähungen, Unterleibschmerzen, Gewichtsabnahme und Abgeschlagenheit. Von besonderer Bedeutung beim Kolonkarzinom sind die Vorbeugung und die Früherkennung. So gibt es inzwischen gute Studien, die darauf hindeuten, dass der Konsum von Nahrung, die arm an Ballaststoffen und reich an rotem Fleisch ist, die Entstehung des Dickdarmkrebses begünstigt. Experten schätzen, dass allein durch eine konsequente Umstellung der Ernährung die Häufigkeit dieser bösartigen Neubildung um mindestens 20 Prozent reduziert werden könnte. Durch das konsequente Wahrnehmen von Früherkennungsuntersuchungen wie der Dickdarmspiegelung, auf die jeder Krankenversicherte ab dem 55. Lebensjahr ein Anrecht hat und mit der Früh- oder Vorstadien des Dickdarmkrebses entdeckt werden können, ließen sich die Heilungschancen deutlich verbessern. Gesonderte Empfehlungen gelten übrigens für die Patienten, bei deren Eltern oder Geschwistern ein Kolonkarzinom festgestellt worden ist: Sie sollten die erste Dickdarmspiegelung in dem Alter durchführen lassen, das zehn Jahre vor demjenigen liegt, in dem ihre Verwandten erkrankt sind. Zum Beispiel: Ist bei einem 54 Jahre alten Patienten ein Kolonkarzinom gefunden worden, so sollte bei dessen Kindern und Geschwistern eine erste Dickdarmspiegelung erfolgen, sobald sie 44 Jahre alt geworden sind.
Sollte eine bösartige Neubildung des Dickdarms diagnostiziert worden sein, sei es bei einer Spiegelung oder weil der Tumor Komplikationen ausgelöst, ist der nächste Schritt festzustellen, ob der Tumor noch auf den Darm beschränkt ist oder aber bereits gestreut hat. Abhängig von diesen Ergebnissen, von der konkreten Lage des Tumors innerhalb des Dickdarms (bei Enddarmtumoren kann neben OP und Medikamenten die Strahlentherapie zum Einsatz kommen), von Begleiterkrankungen und dem Patientenalter wird die Krankheitsgeschichte jedes Patienten in der Tumorkonferenz besprochen und ein individueller Behandlungsplan festgelegt.
Bei einem Teil der Patienten ist eine Operation zur Behandlung des Kolonkarzinoms völlig ausreichend, bei anderen ist jedoch vor oder nach dem chirurgischen Eingriff eine medikamentöse Tumortherapie erforderlich. Hierfür stehen diverse Präparate zur Verfügung: Neben verschiedenen Chemotherapeutika, von denen eines auch als Tablette eingenommen werden kann, sind in den letzten Jahren gänzlich neue Medikamente auf den Markt gekommen. Deren Wirkstoffe hemmen gezielt bestimmte Faktoren, die am Tumorwachstum beteiligt sind, und können so die Wirkungen der Chemotherapie verstärken.
Nach einer erfolgreichen Tumortherapie sind über mindestens fünf Jahre regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich, die in der Regel über Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt koordiniert werden.
Der bösartige Tumor der Lunge stellt - geschlechtsunabhängig - eine der am häufigsten gefundenen Krebserkrankungen dar. Zwar gibt es beim Bronchialkarzinom (noch) keine anerkannte Früherkennungsuntersuchung, jedoch spielt hier die Vorbeugung eine herausragende Rolle: Über 90 Prozent aller bösartigen Lungentumore sind unmittelbar bedingt durch das Rauchen von Zigaretten, d. h. bei konsequentem Verzicht auf den „Glimmstängel“ würden neun von zehn Lungentumoren gar nicht erst entstehen! Übrigens zeigen Studien ganz eindeutig, dass auch bei den Menschen, die geraucht haben, aber dann irgendwann damit aufhörten, die Wahrscheinlichkeit für Lungenkrebs mit jedem rauchfreien Jahr stetig sinkt.
Typische Beschwerden eines Lungentumors sind anhaltender oder stärker werdender Husten, blutiger Auswurf, Schmerzen im Brustkorb, Luftnot, Gewichtsabnahme und Abgeschlagenheit, aber nicht selten treten auch neurologische Probleme wie Lähmungen oder Gefühlsstörungen oder Knochenschmerzen auf. Insbesondere Raucher sollten, wenn sie die genannten Symptome bemerken, ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser veranlasst zunächst ein Röntgenbild der Lunge, und je nach Befund können dann weitere Untersuchungen wie Computer- und Kernspintomographien erforderlich werden.
Mediziner kennen mehrere Arten von Lungenkrebs. Da sich die Therapien bei diesen Tumoren teilweise grundlegend unterscheiden, müssen wir oftmals die Ergebnisse der Gewebeprobe abwarten, bevor wir eine konkrete Therapieempfehlung aussprechen können. Häufig sind sowohl Lungenchirurgen als auch Strahlentherapeuten und Onkologen an der Behandlung eines Patienten mit Lungenkrebs beteiligt, um ein optimales Therapieergebnis zu erzielen. Da an unserem Haus kein Lungenchirurg tätig ist, arbeiten wir eng mit den HSK Wiesbaden (Dr. Horst Schmidt Kliniken) zusammen und stimmen mit den dortigen Kollegen die Behandlung eines jeden Patienten ab.
Bei der medikamentösen Therapie kommen neben der Chemotherapie unter Umständen auch Präparate zum Einsatz, die auf Ebene der Tumorzelle gezielt bestimmte Faktoren hemmen, die das Tumorwachstum voranbringen. Einzelne dieser modernen Medikamente wirken nur bei ganz speziellen Untergruppen der Lungentumoren, daher kommen sie nicht bei jedem Patienten mit Lungenkrebs zur Anwendung.
Nach einer erfolgreichen Therapie sind über mindestens fünf Jahre regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich, die beim Lungenchirurgen, beim Lungenspezialisten, beim Onkologen oder beim Hausarzt stattfinden können.
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt zwar deutlich seltener auf als der Dickdarm- oder der Lungenkrebs, er gehört jedoch – geschlechtsunabhängig – zu den zehn am häufigsten diagnostizierten bösartigen Tumoren. Zwar steigt die Wahrscheinlichkeit, am Pankreaskarzinom zu erkranken, mit dem Lebensalter, jedoch sind auch regelmäßig junge Patienten von dieser Neubildung betroffen. Während wir insbesondere beim Lungenkrebs sog. Umweltfaktoren wie das Rauchen als Auslöser kennen, sind solche Zusammenhänge beim Bauchspeicheldrüsenkrebs weit weniger eindeutig. Wie bei vielen Tumoren begünstigen allerdings Übergewicht und Nikotinkonsum die Entstehung auch dieser Krebsart, zusätzlich stellen langjährige Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und eine familiäre Belastung moderate Risikofaktoren dar.
Leider macht sich das Pankreaskarzinom häufig erst relativ spät bemerkbar, beispielsweise wenn es bereits in die Nachbarorgane hineingewachsen ist oder wenn es gestreut hat. Typische Beschwerden sind dann eine Gelbfärbung der Haut, häufig einhergehend mit dunklem Urin und hellem Stuhl, Übelkeit und Erbrechen, ein Druckgefühl im Oberbauch sowie eine rasche, unerklärliche Gewichtsabnahme und in den Rücken ausstrahlende Bauchschmerzen. Insbesondere die Gelbfärbung der Haut und die beiden letztgenannten Symptome sollten Anlass zum kurzfristigen Arztbesuch geben!
Besteht der Verdacht auf einen Bauchspeicheldrüsenkrebs, können mehrere Untersuchungen erforderlich werden wie Laborkontrollen, CTs von Brustkorb und Bauchraum, ein MRT des Oberbauches und/oder eine Gallengangs-Darstellung. Anschließend sollten verschiedene Experten wie Onkologen, Magen-Darm-Spezialisten, Röntgenärzte und Chirurgen zusammen kommen, um gemeinsam zu beurteilen, welche Therapieempfehlung ausgesprochen wird. In unserem Haus findet eine solche Zusammenkunft regelmäßig im wöchentlich tagenden Tumorboard statt, in dem u. a. über alle Patienten mit einem Bauchspeicheldrüsenkrebs beraten wird.
Zeigen die o. g. Untersuchungen, dass der Tumor vermutlich auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt ist, wird in aller Regel eine Operation empfohlen. Häufig kann der Chirurg aber erst während dieses Eingriffs endgültig entscheiden, ob der Tumor vollständig entnommen werden kann oder ob der Krebs bereits doch so ausgedehnt ist, dass eine Entfernung nicht mehr möglich ist. Aber auch wenn es gelingt, den Tumor vollständig heraus zu operieren, ist die Behandlung damit noch nicht abgeschlossen. Vielmehr raten wir diesen Patienten zu einer nachgeschalteten (sog. adjuvanten) Chemotherapie, weil hierdurch die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls gesenkt werden kann. Zwar erstreckt sich diese Behandlung insgesamt über fast sechs Monate, sie wird jedoch zumeist recht gut vertragen.
Eine Chemotherapie können wir auch den Patienten anbieten, bei denen eine Operation keine sinnvolle Behandlungsoption darstellt. Bis vor wenigen Jahren stand den Onkologen im Wesentlichen nur eine Substanz zur Chemotherapie beim Pankreaskarzinom zur Verfügung, aber inzwischen gibt es mehrere Präparate und Medikamentenkombinationen, die eingesetzt werden können. Welche Therapie für welchen Patienten konkret in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist Thema der Gespräche in unserer Ambulanz. Sehr häufig beobachten wir bei den Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs eine deutliche Gewichtsabnahme. Diese führt nicht nur zu Abgeschlagenheit und Müdigkeit, sondern auch zu Immunschwäche und depressiver Verstimmung. Daher ist die Unterstützung der Ernährung ein wichtiges Thema bei Patienten, die an einem Pankreaskarzinom leiden; Details hierzu finden Sie im Abschnitt „Tumorbedingte Komplikationen und ihre Behandlung“.
Ein Merkmal bösartiger Tumore ist, dass sie unkontrolliert wachsen und streuen können. Als Folge hiervon entwickeln sich bei einigen Patienten Komplikationen und Beschwerden, die unter Umständen einer gesonderten Behandlung bedürfen.
Hierzu gehören beispielsweise Tochtergeschwülste (sog. Metastasen) in den Knochen, die insbesondere beim Prostatakrebs, beim Brustkrebs und bei Lungenkrebs auftreten, grundsätzlich aber von jedem Tumor verursacht werden können. Solche Knochenmetastasen ziehen oftmals verschiedene Probleme nach sich. So ist ein tumorbefallener Knochen in der Regel deutlich weniger stabil wie ein gesunder Knochen, d. h. es besteht die erhöhte Gefahr von Brüchen. Zudem gehen die knöchernen Tumorabsiedelungen meist mit Schmerzen einher. Ebenso tritt häufig eine Erhöhung des Kalziumwertes im Blut auf, was wiederum Übelkeit, Durst, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen bedingen kann.
Die Therapie der Wahl besteht in der Gabe knochenstabilisierender Medikamente. Dies sind zum einen die sog. Bisphosphonate. Dabei handelt es sich um Präparate, die alle vier Wochen als Tropf gegeben werden und die den Knochenaufbau fördern und den Abbau hemmen. Der betroffene Knochen wird dadurch wieder stabiler, aber auch die Schmerzen werden positiv beeinflusst und der Kalziumwert sinkt. Eine sehr seltene, aber unangenehme Nebenwirkung der Bisphosphonate ist die sog. Kiefernekrose. Dabei handelt es sich um eine knöcherne Veränderung im Bereich des Kieferknochens, die sehr schmerzhaft sein kann und eine langwierige Behandlung erfordert. Betroffen sind insbesondere Patienten, bei denen kurz vor oder kurz nach der Bisphosphonatgabe ein größerer zahnärztlicher Eingriff durchgeführt wurde und Patienten mit kranken („schlechten“) Zähnen. Seit einiger Zeit steht ein weiteres Präparat zur Behandlung von Knochenmetastasen zur Verfügung, das im vierwöchigen Abstand als Spritze in die Bauchdecke gegeben wird und mindestens ähnlich effektiv ist wie die Bisphosphonate.
Neben diesem medikamentösen Vorgehen ist die Strahlentherapie ein wirksames Verfahren bei Knochenmetastasen; gelegentlich muss der vom Tumor befallene Knochen auch operativ stabilisiert werden. Welches Verfahren das jeweils Beste ist, entscheidet der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem betroffenen Patienten.
Eine weitere Komplikation bei Tumorerkrankungen ist die Bildung von Flüssigkeit in Körperhöhlen wie dem Bauch- oder Brustraum. Bauchraumwasser (sog. Aszites) wird vor allem bei Tumoren gefunden, die im Bauchraum wachsen oder dorthin absiedeln. Typische Beschwerden des Aszites sind eine rasche Zunahme des Bauchumfanges, Völlegefühl und Appetitlosigkeit sowie Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Beschwerden kann das Bauchwasser abgelassen werden. Hierzu wird mittels Ultraschall die geeignete Punktionsstelle aufgesucht und großzügig örtlich betäubt; anschließend wird eine dünne Nadel bis zum Bauchwasser vorgeschoben und die Flüssigkeit (oftmals mehrere Liter) langsam abgelassen. Selbstverständlich kann diese Punktion ambulant durchgeführt und bedarfsweise wiederholt werden. Auch im Brustraum, genauer zwischen Lungen- und Rippenfell, kann sich Flüssigkeit bilden, insbesondere bei Patienten mit Brust- oder Lungenkrebs. Die mögliche Folge ist Luftnot, da der sog. Pleuraerguss die Lunge zur Seite drängt. Nach dem Ablassen des Ergusses – das Vorgehen ist sehr ähnlich wie bei der Aszitespunktion - lässt die Luftnot bei den meisten Patienten rasch nach. Auch dieser Eingriff kann ambulant erfolgen und nach Bedarf mehrfach wiederholt werden.
Bei vielen Tumorpatienten kommt es im Laufe ihrer Erkrankung zur Blutarmut, der sog. Anämie. Diese kann zu Abgeschlagenheit und Schwäche, aber auch zu Luftnot und Kreislaufstörungen führen. Da eine konkrete und behandelbare Ursache für die Blutarmut nur ausnahmsweise gefunden wird, empfehlen wir den Patienten, die unter dem Zellmangel leiden, die Übertragung von Blut. Wie lange der positive Effekt einer solchen Übertragung vorhält, ist von Patient zu Patient unterschiedlich, aber vielfach muss die Blutgabe, die in der Ambulanz durchgeführt wird und etwa ein bis zwei Stunden dauert, wiederholt werden. Eine Alternative zur Blutübertragung ist die Verabreichung des Bluthormons EPO, das, je nach Präparat, ein bis drei Mal wöchentlich in die Bauchdecke gespritzt wird. Ob diese Therapie, von der leider nur weniger als 50 Prozent der Patienten profitieren, definitiv greift, kann erst nach mehreren Wochen beurteilt werden, so dass sich das EPO zum Ausgleich einer akuten Blutarmut nicht eignet.
Eine Thematik, die vielen Patienten Sorge bereitet, sind tumorbedingte Schmerzen. Die Ursachen solcher Schmerzen können vielfältig sein: Zum einen sind Tumore selbst bzw. ihre Absiedelungen in der Lage, durch ihr verdrängendes Wachstum unmittelbar Schmerzen auszulösen, zum anderen können die Neubildungen aber auch indirekt schmerzhafte Beschwerden verursachen, beispielsweise indem durch den Tumor Nerven gequetscht oder Hohlorgane wie der Gallengang oder der Darm verlegt werden. Für die Auswahl der richtigen Schmerztherapie spielen aber nicht nur die Schmerzstärke und –lokalisation eine wichtige Rolle, sondern z. B. auch die genaue Art des Schmerzes, der Schmerzcharakter und ob der Schmerz dauerhaft oder nur in bestimmten Situationen auftritt. Bevor Ihr Arzt Ihnen Ihre Schmerzmittel (sog. Analgetika) verordnet, ist daher ein ausführliches Gespräch erforderlich. Es gibt aktuell eine Fülle von Medikamenten zur Behandlung von Schmerzen, und in aller Regel gelingt es, durch eine auf jeden einzelnen Patienten individuell zugeschnittene Kombination verschiedener Präparate eine gute Schmerzkontrolle bei zugleich guter Therapieverträglichkeit und Lebensqualität zu erzielen. Sollte dies aber nicht gelingen, bestehen die Möglichkeiten einer stationären Aufnahme zur Schmerzeinstellung oder zur Überweisung zu einem der hiesigen niedergelassenen Schmerztherapeuten, mit denen wir eng zusammen arbeiten. Nicht selten kann auch die Strahlentherapie helfen, Schmerzen zu kontrollieren, und in Einzelfällen ist sogar ein entlastender operativer Eingriff empfehlenswert. Übrigens: Der Erfolg einer Schmerztherapie hängt ganz wesentlich von den Informationen ab, die Ihr Arzt von Ihnen bekommt, denn nur dank Ihrer Aussagen zu Effektivität und Nebenwirkungen der Schmerztherapie kann er die Behandlung so anpassen, wie es erforderlich ist. Ein offener und ehrlicher Austausch mit Ihrem Arzt ist somit die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Schmerztherapie!
Oft beobachten wir bei unseren Patienten eine tumorbedingte Gewichtsabnahme. Neben den erwartbaren Folgen wie Müdigkeit und Schwäche führt ein deutlicher Gewichtsverlust aber auch zu Störungen des Immunsystems mit dem erhöhten Risiko von Infektionen, zu depressiven Verstimmungen und, in der Summe, zu einer Abnahme der Lebensqualität. Daher ist es wichtig, dass die Patienten, bei denen eine Gewichtsabnahme droht oder bereits eingesetzt hat, frühzeitig erkannt und unserem Ernährungsteam vorgestellt werden. Von den dortigen Spezialisten wird der Ernährungsstatus eines jeden Patienten exakt erfasst. Dies ist die Basis für eine persönlich angepasste Ernährungstherapie. Die Empfehlungen reichen von eher einfachen Maßnahmen wie der Anpassung und Umstellung der Ernährung über die ergänzende Gabe von hochkalorischen Trinklösungen bis hin zur Applikation der Nahrung über die Vene. Voraussetzung hierfür ist die Anlage eines sog. Port-Katheters, der in einem kleinen chirurgischen Eingriff unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeins eingepflanzt wird und über den in der häuslichen Umgebung über Nacht eine individiuell gemischte Nahrungslösung in den betroffenen Patienten einläuft. Die meisten Patienten profitieren von diesen Ernährungstherapien rasch und nachhaltig, insbesondere im Hinblick auf eine Besserung der Lebensqualität.
Neben den hier beispielhaft aufgeführten tumorbedingten Komplikationen gibt es zahlreiche weitere Störungen wie hormonelle Verschiebungen, neurologische Beschwerden aller Art, Magen-Darm-Probleme und so fort. Diese Komplikationen können anfangs nur gering ausgeprägt sein, daher sollten Sie im Gespräch mit Ihren Ärzten alle Veränderungen oder Beschwerden, die Ihnen auffallen, thematisieren, auch wenn sie vermeintlich banal erscheinen. Denn je früher wir Ärzte von Ihren Problemen erfahren, desto eher können wir Ihnen helfen.
Unter dem Begriff „Blutbild“ verstehen wir Mediziner die orientierende Laboranalyse der Blutzellen. Zu diesen Blutzellen gehören die roten und die weißen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen. Bei einem sog. Großen Blutbild erfolgt zudem eine Untersuchung der wesentlichen Untergruppen der weißen Blutkörperchen. Ihr Arzt kann mit der Blutbildanalyse beispielsweise feststellen, ob eine Blutarmut (Anämie) vorliegt, ob es Zeichen für einen Infekt (vermehrte Anzahl weißer Blutkörperchen) gibt oder ob die Blutbildung gestört ist (dann sind eine oder alle Zellzahlen vermindert). Häufig sind Blutbildstörungen nicht problematisch und können vom Hausarzt kontrolliert oder ggf. behandelt werden. Je nach Ausmaß, Dauer und Qualität der Blutbildstörung kann es aber sinnvoll sein, einen Spezialisten für Bluterkrankungen hinzuziehen. Wir führen dann in aller Regel zunächst, neben einem Gespräch und einer körperlichen Untersuchung, weitere Labortests durch, und eventuell werden auch ein Ultraschall des Bauches und der Lymphknoten und/oder eine Analyse des Knochenmarks erforderlich sein. Nur ausnahmsweise finden wir bei solchen Untersuchungen bösartige Erkrankungen, zumeist sind die Ursachen für Blutbildveränderungen leicht zu beheben oder normalisieren sich sogar ohne ärztliches Zutun.
In der Palliativmedizin steht in der Regel nicht die Behandlung einer Grunderkrankung im Vordergrund, sondern die Linderung der durch diese Erkrankung ausgelösten Beschwerden und Symptome. Um dies zu erreichen bedarf es eines multi- und interdisziplinäres Teams: Neben spezialisierten Pflegekräften und Ärzten gehören hierzu Physiotherapeuten, Seelsorger, Psychoonkologen, Case-Manager sowie eine Musiktherapeutin und eine Gesundheitsclownin. Das prinzipielle Ziel stationärer Palliativmedizin ist die möglichst umfassende Besserung der aktuellen Probleme und die anschließende Entlassung in die häusliche Umgebung. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Hausärztinnen und –ärzten, aber auch mit ambulant tätigen Organisationen wie z. B. den regionalen Hospizdiensten und dem Palliativnetzwerk Limburg-Weilburg.
Leider gelingt es nicht bei allen Patienten, dass sie – trotz Linderung ihrer Beschwerden - nach Hause entlassen werden können. Für diese Patienten besteht z. B. die Möglichkeit einer Verlegung in ein Hospiz. Zeichnet sich ab, dass die zu erwartende Lebenszeit eines Patienten nur noch kurz ist und weder eine Entlassung nach Hause noch in ein Hospiz möglich oder zumutbar sind, betreuen wir diese Patienten weiter auf unserer Station. Daher gehört auch die medizinische, psychologische und spirituelle Begleitung von Sterbenden und von ihren Angehörigen zu unseren Aufgaben.
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Dr. med. Nicola Storch
Fachärztin für Innere Medizin
Hämatologie und internist. Onkologie
Palliativmedizin, Notfallmedizin
St. Vincenz-Krankenhaus
5. Stock
Auf dem Schafsberg
65549 Limburg
Telefon: 06431.292.4344
Telefax: 06431.292.4928
E-Mail: mvz-onkologie@mvz-hadamar.de
Für Ärzt:innen:
Formular zur: "Anmeldung eines Patienten in der Hämato-Onkologie Limburg"